4. "Vor allem darf die Sprache der Ammen nicht fehlerhaft sein, hat doch für diese Chrysipp, wenn möglich, philosophische Bildung gefordert, jedenfalls aber gewünscht, man solle hierfür, soweit es die Verhältnisse erlaubten, die allerbesten Frauen auswählen. Und zweifellos hat auch hier die Rücksicht auf ihre guten Sitten den Vorrang; jedoch sollen sie auch einwandfrei sprechen?
5. Ihr Sprechen wird ja der Knabe zuerst hören, ihre Worte nachzusprechen versuchen. Und von Natur halten wir am beharrlichsten fest, was unser Geist im frühen Entwicklungsstadium in sich aufgenommen hat: wie ja auch die Gefässe dauernd nach dem schmecken, womit sie zuerst in Berührung gekommen sind, und man auch die Farben, mit denen man ursprünglich Weiss der Wolle gefärbt hat, nicht mehr herausspülen kann. und je schlechter etwas ist, um so hartnäckiger haftet es fest. Denn Gutes lässt sich leicht verschlechtern: wann aber könnte man aus Fehlern Gutes gewinnen? So soll sich das Kind, zumal es das Sprechen erst lernt, nicht erst an eine Sprache gewöhnen, die es wieder verlernen muss!
6. Die Eltern möchte ich mir so gebildet wie nur möglich wünschen. Dabei spreche ich nicht nur von den Vätern; denn zur Redegabe der Gracchen hat ja gekanntlich ihre Mutter Cornelia viel beigetragen, deren hochgebildete Sprache der Nachwelt auch in ihren Briefen erhalten ist; auch Laelia (Cicero Brutus 210f) des Gaius Tochter, soll in ihrer Sprache von dem erlesenen Geschmack ihres Vaters ein Bild bieten, und die Rede, die Hortensia (Appian, Bürgerkrieg IV.32) des Quintus Tochter, vor den Triumvirn gehalten hat, liest man nicht nur zur Ehre des weiblichen Geschlechtes.
7. Jedoch sollten auch die Eltern, die selbst nicht das Glück gehabt, etwas zu lernen, keine geringere Fürsorge für den Unterricht ihrer Kinder aufwenden, sondern sich gerade deshalb um die übrigen Erziehungsfragen um so sorgfältiger kümmern. Vom den Sklavenkindern, mit denen unser künftiger Redner zusammen erzogen wird, gelte das gleiche, was von den Ammen gesagt worden ist."
jetzt wissen wir also, weshalb einer Frau Bildung zugestanden werden soll und können zur Rinaku-Seite zurückkehren.