Beat San. Eine you mishan. |
Das Buch |
Beat San ist in Regina Rinakus Werk keine neue Person. Er spielte als altersungemäß anstelle-von-beförderter Bankdirektor im Krimi 'das Projekt' eine Nebenrolle. 'Die paar Jahre als Abteilungsleiter absitzen, und nach der Pensionierung - hach - endlich mein Hobby, Sinologie, zur Alltagsrealität machen und ausgiebig China bereisen', nahm er sich damals vor. Euphorisch, Optimistisch, mit dem Urvertrauen eines Menschen, dem es alles in allem gut geht. Dann kommt alles anders. Aus der Erhebung in den Himmel der Bankdirektoren wird wenige Jahre später eine überraschende Freistellung. So reist er nicht wie geplant voller Hoffnung als lernbegieriger Scholar und ordentlich pensionierter Zeitmillionär in 'sein' China, sondern flieht überstürzt als Entwurzelter, zutiefst Verwundeter, Verwirrter. Sucht in rastlosen Wanderungen von einer heiligen Buddhistischen Stätte zur nächsten erst einmal ein neues inneres Gleichgewicht. Als abgeklärter Chinakenner taucht er im 'Wilden China' wieder auf. Als Teilnehmer der Reisegruppe und freiwilliger Vermittler - der europäisch geprägten Sicht auf - Hintergrundwissen zu Land und Leuten. Was aber genau geschieht mit dieser Person zwischen 'das Projekt' und 'Wildes China'? Im vorliegenden Buch erzählt er selbst von der Zeit zwischen seiner ungewollten und ungeschützten Frühpensionierung und der Reise in der 'Wildes China'- Gruppe. Von der Zeit seines persönlichen Umbruchs. Einer unruhigen Zeit. Von Wanderungen durch Berge, Grotten und Klöster Chinas. Vom Verdauen dessen, was im Moment in seiner Zürcher Finanzwelt geschieht. Von einer odysseeartigen persönlichen Selbstsuche. Von Begegnungen mit ähnlich Vertriebenen. Von tausend Rückschlägen. Von den vielen Seiten Chinas, die er dabei kennenlernt. Und seine Leser mit ihm. Es ist eine 'you mishan' im klassisch-chinesischen Sinne: eine Reise zu berühmten Bergen mit dem einzigen Zweck sich selbst, die innere Ruhe und einen neuen Lebenssinn zu finden. Das Buch spielt zwar in China, handelt aber weit mehr von Europa und der aktuellen Umgestaltung der Weltwirtschaft. Interview an der Leipziger Buchmesse 2015
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Klappentext |
Ein überraschend freigestellter Zürcher Bankdirektor sucht in China seine innere Ruhe und einen neuen Lebenssinn. Ein Berufsleben lang hatte er davon geträumt, nach seiner Pensionierung den Spuren des Konfuzius, Laotse und Gautama nachzugehen. Nun entscheideter sich für diese Reise unter völlig anderen Bedingungen. Er wandert zu heiligen Bergen und buddhistischen Grotten, trifft andere aus der Europäischen Wirtschaftswelt Ausgeschlossene und tauscht sich mit ihnen über Hintergründe und Wandel im Finanzwesen aus. Wandernd erzählt er sich und seinen Lesern Geschichten aus dem Alten China, die manchmal trösten, ablenken, Parallelen und Unterschiede aufzeigen. Wandernd schildert er auch die landschaftliche Vielfalt und Schönheit Chinas. |
Feedback |
Dein Buch ist super spannend, gibt aber echt zu denken. Ich war in Gedanken in einer ganz anderen Welt. China muss traumhaft sein oder zumindest auch ganz viele traumhafte Seiten haben. Macht neugierig auf mehr! Gaby, August 2017 |
Grossartig, ergreifend, lesenswert. Damit bist Du am Tor zum Literaten- Olymp angekommen. [...] Ich bin fasziniert von Deiner Menschenkenntnis. China, Land für meditierende entsorgte Direktoren! Wie lange es braucht, bis Beat merkt, dass er loslassen muss. Die Sturheit von Bruno, der immer noch darauf wartet wieder gerufen zu werden. Die Landbeschreibung zeigt, dass Du es nicht nur erwandert, sondern auch studiert hast. Und mit der Sprache scheinst Du ebenfalls gut befreundet. Ist es Deine Elfte oder vielleicht die Zwölfte? Papa, September 2015, email-Titel: "Regina San"
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Ein Bankier auf dem Abstellgleis als Held? Ein emsiger Schweizer Kapitalist, der in ein kontrastreiches, zeitgenössiches und dennoch archaisches China seinen Damaskuserlebnis hat - und das noch mit Humor? So schilderte es mir meine Mutter enthusiastisch, als sie mir dieses Buch ans Herz legte. Ach was, dachte ich: wohl eher der X-te Aufguss des bekannten, westlichen Soft-Selbstfindungstrips-in-exotischer-Kulisse im Kielwasser von "Eat, Pray, Love" - und schlug es entsprechend skeptisch auf. Nach der ersten Seite war ich neugierig; nach der zweiten ertappte ich mich mehrmals beim lauten Lachen; danach konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Je weiter ich las, desto öfter und eindringlicher wurde ich mit meinen eigenen, inneren Erwartungen und deren Zusammenprall mit den Werten der modernen Arbeitswelt konfrontiert, mit den ständigen, leisen Kampf zwischen meinen eigentlichen Wünschen und Selbstbestimmungsdrang und die ständigen, kleinen, zermürbenden faulen Kompromissen, die man so immer wieder als moderner westlicher Arbeitnehmer täglich erleben muss. Ich bin eine ganz normale Frau, die nichts mit einem Bankier gemeinsam hat (dazu noch ein vermögendes, arbeitsbesesses, erfolgreiches Alphatier - eigentlich ein Schreckensbild der heutigen Gesellschaft), und doch habe ich seine Verwunderung, seine ängste und Zweifel und AHA!-Erfahrungen so gut mitgefühlt. Die Autorin beschreibt einen faszinierenden Lernprozess, über sich selbst, über das Miteinander, das so oft auf der Strecke bleibt, ohne jeglicher Sentimentalität, Pathos oder zu streng erhobenem Finger, dafür mit schonungsloser Ehrlichkeit und Empathie. Da ich Spoiler nicht schätze werde ich hier auch keine verraten. Nur so viel: dieser Roman kann wie eine Art Rohrsach-Test gelesen werden, wo jeder darin finden wird, was er möchte: ein spannendes Abenteuermärchen mit viel schrägem Witz, ein besonnenes Spiegelbild unserer Zeit, oder eine kleine wohltuende Parabel für den stressgeplagten, verunsicherten Menschen von heute. Alles in allem hat es mir sehr gefallen. Ich bin gespannt auf die zukünftigen Werke dieser sehr eigensinnigen Schweizer Autorin!
C. Echegoyen, März 2015 auf Amazon |
Gute Geschichte, vielfältig, glaubhaft. Wie Dein Zugsbekannter im Nachwort sagt: ça arrive. Und hurra, Wiedersehen mit Pat. Sie hat ihr Problem also noch immer nicht gelöst. Wie lange lässt Du uns Leser eigentlich noch auf dieses Buch warten? ;) Ihre Zikadenflunkereien mit Beat regen zum selber-Weiterflunkern an. Vielleicht sollte ich mit Zikaden zu handeln beginnen... Susanne Vischer, Testleserin und Mitbetroffene. Juni 2014 |
Ein 'Roman der ENT-schleunigung'. Beat geht auf eine Reise nach China. In sein China. In das Land seiner Träume und Sehnsüchte. Doch er trägt schwer und mühevoll an seinem Reisegepäck. Zorn, Wut und Enttäuschung, aber vor allem Ratlosigkeit über seinen Sturz angesichts der Frage: Warum trifft es gerade ihn? Lange kann er sich davon nicht befreien und lösen und dieser innere Zwiespalt, den er zwischen Wanderungen in Gebirgen und Leben in Klöstern eingehen muss, ist von der Autorin sehr dezidiert und tiefgründig ausgearbeitet und bietet ein enormes Identifikationspotential. Scheitern als Chance - wenn das in der komplexen Welt von heute immer so einfach wäre. Man möchte neu anfangen, ist sich vielfältiger Möglichkeiten bewußt, kann sich aber auf den neuen Weg noch nicht einlassen, das Rationale steht im Kontrast zum Emotionalen, der Verstand gibt zu verstehen, dass der Blick nach vorne gerichtet sein sollte, aber das Gefühl will noch die Auseinandersetzung mit der Situation suchen und vertieft sich in Gram und Verbitterung. Wie sehr Beat dieser Prozeß des inneren Aufruhrs, des Nachdenkens und Abwägens - auf der einen Seite immer wieder der Wunsch nach Heimkehr und Zuhause - und dem gegenüber die deutlich spürbare Regeneration vor Ort zu schaffen macht, ist der eigentliche Kern des Textes. Da hadert einer und zweifelt, da will einer zurück und sich abermals beweisen, aber da sind zugleich die Kostbarkeiten, die die Reise (wie etwa die Begegnung mit Bruno) für ihn und seine Entschleunigung bereit hält. Lernen, Sehen, Erkennen - u.a. auch, dass Neuanfänge und Brüche heutzutage eher die Regel sind als die kontinuierlichen Lebensentwürfe voriger Generationen werden zum Elixier einer individuellen Neuschöpfung. [...] Der Roman [besticht] durch seine künstlerische wie literarische Vielfalt und [bietet] verschiedene Lesarten. Angelegt als Entwicklungsroman begleitet er einen Protagonisten zwischen Scheitern und Neufindung, als interkulturelles Manifest, das globale Ausrichtungen und Auswüchse zur Diskussion stellt, oszilliert er inmitten der weltwirtschaftlichen Umgestaltungen zwischen Europa und Asien und vermittelt als Reisedokument intensive und erhellende Einblicke in ein faszinierendes Reich, dessen Schönheiten man genießen und bestaunen kann ohne die kritischen Seiten von Politik und Kultur aus dem Blick zu verlieren. Rinaku gelingt ein Bild von China, das sich von den medialen Darstellungen des wirtschaftlichen Riesen bzw. der Übermacht auf der Überholspur kenntnisreich abhebt, indem sich die Schwärmereien über jahrtausendealte Kulturen und Herrscherdynastien im Gleichgewicht zu kritischen Tönen hinsichtlich aktueller Entwicklungen [...] halten. Der Roman besticht durch seine komplexe und vielschichtige Hauptfigur, durch kompakte Inhalts- und Handlungsstränge und durch eine Sprache, die hier nicht unerwähnt bleiben darf: [sie] weckt Assoziationen, die von 'ruppig', 'authentisch', 'sarkastisch', bis zu 'resolut' reichen. Man hat es mit einer sprachlichen Gestaltung zu tun, die vieles beobachtet und reflektiert ohne ins Kopflastig-Intellektuelle abzudriften. Auch diese Erfahrung einer unheimlich vielfältigen und abwechslungsreichen literarischen Sprache bewirkt letztlich eine Nähe zu Beat San, der man sich schwer entziehen kann. Man bleibt bei Beat San und folgt ihm durch seine Höhen und Tiefen, die er auf seiner Reise mitmacht. Am Ende der Tour angelangt, bleibt der Eindruck eines bemerkenswerten Romans der aktuellen Gegenwartsliteratur, der eine zeitbezogene, nationale Grenzen überschreitende Thematik aufgreift und diese in ein ausgefeiltes Konzept packt. Bemerkenswert ist weiterhin, dass sich hier eine couragierte Autorin findet, die eine Haltung hat und sich traut, Missstände anzuprangern. Im mitunter belanglosen Einerlei deutschsprachiger Gegenwartstexte stellt Regina Rinaku mit ihrem eigenwillig-sympathischen Protagonisten, der seine Ecken und Kanten hat, eine Ausnahme dar. Hut ab, Regina Rinaku! Auf dass Beat San viele Leser beschert sein mögen! Dr. Matthias Deußer, Frankfurter Verlagsgruppe. Mai 2014 |
Eine Geschichte, die sicher in der Luft liegt und wo sich der eine oder andere wiederfinden dürfte. Die Ausgangslage kennen heute viele und Du beschreibst eine Variante, was daraus entstehen könnte. [...] Gut gefallen haben mir die eingestreuten Geschichten, etwa von der Fuchsfee. Felix Keller, Testleser und Mitbetroffener. April 2014 |
Ein überrumpelungsmässig vorzeitig frühpensionieter Abteilungsleiter einer Zürcher Bank sucht in seinem 'ewigen Sehnsuchtsland China' sein inneres Gleichgewicht und einen neuen Lebenssinn zu finden. Er pilgert zu heiligen Bergen und Grotten, lässt sich Episoden der chinesischen Geschichte und Literatur durch den Kopf gehen und findet neben dem neuen Lebenssinn auch mehrere andere aus-Europa-Vertriebene. Auf die Frage, was in Zürich den radikalen Abbau des mittleren und oberen Kaders bewirkt hat, finden sich mehrere, zum Teil wort- und bildreiche Erklärungen: Der Banker: die Buchhaltung nach US-GAAP, also die amerikanische Reaktion auf das Enron-Debakel hat in seiner Umsetzung in der Schweiz einen Abbau sämtlicher Reserven und Sicherheiten bewirkt und eine Hyperaktion ausgelöst, welche nur noch destruktiv und personalverheizend ist. Der Unfallversicherungsbeamte: ein immer dichter werdendes Lügengebilde versucht zu vertuschen, dass unser Rentensystem kurz vor dem Kollaps steht. In seinem Windschatten haben die Secondos, also die Kinder der in den Fünfziger- bis Siebzigerjahren massenrekrutierten Gastarbeiter v.a. aus Südeuropa, die Macht übernommen und wollen durch Massenrekrutierung eigener Arbeitssklaven ihre Aufsteigerposition stärken. Eine neue Spielart des urschweizerischen Marignano-Effekts. Die Consultant: eine Gruppe diletantischer Stümper vollzient mit viel zu viel direktem Einfluss eine weiträumige Umstrukturierung der gesamten Gesellschaft. Doch nur Mut: je mehr sie sich im Gestrüpp ihrer Wursteleien verheddern, desto interessanter werden künftige Consulting-Mandate. Man braucht bloss abzuwarten, Kräfte zu sammeln und die Zeit zu nutzen, um private Probleme zu lösen. Die alleinstehende Angestellte unbekannter beruflicher Ausrichtung: der Staat reagiert auf den Wirtschaftsstillstand mit allerlei Massnahmen, welche wenigstens die Bevölkerungszahlen anheben sollen. Dabei ist das männlich-weiblich-Gleichgewicht total aus den Fugen geraten: Massenrekrutierungen jugendlicher Prostituierter aus aller Welt sollen den Schweizer Männern, attraktive Asylanten den Frauen die Lust auf Fruchtbarkeit neu erwecken. In Wirklichkeit drängen sie damit bloss die alleinstehenden Frauen aus dem Gesellschaftsgefüge. email-Stimmen aus dem institutionellen Anlagekundengeschäft von Beats Hausbank: in hartnäckigen Versuchen, die staatlichen Sozialkassen zu retten, terrorisieren 'Stresser vom Bund' die Banken mit Forderungen völlig unzeitgemässer Renditen. Die Banken können nicht anders, als im grossen Stil Ramschprodukte an Kunden zu verhökern und Personalkosten zu senken, indem sie Welle um Welle ihr mittleres und oberes Kader entlassen und damit in die ungeschützte und unvorbereitete Frühpensionierung schicken. Wie schon im Terka-Roman bleibt Regina Rinaku nicht beim Blick aufs betrachtete System. Natürlich ist das euphorische Aufstiegsland China als Vergleichssystem omnipräsent. Doch auch Facetten aus Frankreich, Deutschland, Grossbritanien blitzen auf und zeigen, dass die sogenannt heile Schweiz der heutigen Zeit nicht die einzige ist, welche mit wirtschaftlichen Wirbelstürmen zu kämpfen hat. Ein Buch, das zum Denken anregt. Es ist etwas anspruchsvoll geschrieben, aber vor allem für Insider stellenweise hochamüsant zu lesen. Markus Stähli, Testleser. März 2014 |